VISA Kreditkarten weichen aus den deutschen Online Casinos

Klappt nicht mehr Klappt nicht mehr

Seit diesem Monat ist es einigen Online Casinos verboten, VISA Kreditkarten als Zahlungsmethode für Einzahlungen und Auszahlungen anzubieten, wenn die Kunden aus Deutschland kommen. Damit ereilte VISA das gleiche Schicksal, welches auch schon PayPal aus den Online Casinos vertrieben hat. Erst PayPal, die beliebteste online Zahlungsmethode, und nun VISA Kreditkarten, die ebenfalls weit verbreitet sind in der Bundesrepublik. Was geht hier vor?

Deutschland kämpft mit der rechtlichen Grauzone – was ist da los?

In Deutschland ist dieses Jahr ziemlich was los, wenn es um die Gesetze in Sachen Online Casinos geht. Erst vor wenigen Monaten wurde angekündigt, dass es ab Juli 2021 eine eigene deutsche Glücksspielbehörde geben soll, durch welche Online Casinos dann sogar ganz offiziell legalisiert werden – allerdings nur jene Anbieter, die auch wirklich eine deutsche Lizenz besitzen! Und das Erlangen dieser Lizenz wird mit sehr strengen Auflagen verbunden sein, die sowohl bei Spielern als auch bei Anbietern laute Protestschreie hervorrufen werden, wie zum Beispiel das national gültige monatliche Einzahlungslimit von 1000 Euro. Man kann sich an zwei Fingern ausrechnen, dass das nicht gut gehen wird, und wohl mehr Deutsche denn je sich dem Schwarzmarkt zuwenden werden.

„Die Zahlungsdienstleister müssen endlich ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachkommen und Zahlungen im Zusammenhang mit unerlaubtem Glücksspiel unterbinden.“

Von hinten durch die kalte Küche

Und jetzt, Anfang Mai 2020, kommt ein weiterer Paukenschlag für die deutsche Online Spieler Gemeinde. Das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport, welches in Sachen Online Glücksspiel als Zentrale für das ganze Bundesgebiet zuständig ist, hat ein Machtwort gesprochen und es dem beliebten Kreditkarten Zahlungsdienstleister VISA untersagt, Zahlungen in und aus illegalen Online Casinos durchzuführen. Mit dieser Maßnahme versuchen die Behörden, deutsche Staatsbürger davon abzuhalten, illegal in Online Casinos zu spielen. Da die Online Gaming Anbieter im Ausland sitzen, ist an sie schwer heranzukommen, und daher wird der Umweg über die Zahlungsdienstleister genommen. PayPal hat es schon getroffen, jetzt VISA – da stellt sich die berechtigte Frage, ob es bald nicht noch weitere Zahlungsmethoden treffen wird? Es besteht Grund zur Annahme, dass dies sehr wohl der Fall sein wird, denn auf der Webseite des Niedersächsischen Ministeriums wurde das schon angekündigt. Es heißt dort „Die Zahlungsdienstleister müssen endlich ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachkommen und Zahlungen im Zusammenhang mit unerlaubtem Glücksspiel unterbinden.“

Gesetzliche Verpflichtung und illegale Online Casinos? An dieser Stelle bietet es sich an, auf ein paar offensichtliche Fragen einzugehen.

Sind Online Casinos in Deutschland illegal?

Grundsätzlich ja – und zwar noch so lange, bis im Juli 2021 die Neuregulierung des alten Glücksspielstaatsvertrages in Kraft tritt. Solange dieser alte Vertrag noch gilt, ist es für Online Casinos (mit einigen wenigen Ausnahmen wegen einer Sonderregelung von Schleswig-Holstein) verboten, ihre Spiele deutschen Staatsbürgern anzubieten. Dabei gibt es allerdings zwei kleine Problemchen:

1. Alle Online Casinos haben ihren Sitz im Ausland, nicht in Deutschland. Aus diesem Grund kommen die deutschen Behörden an diese Anbieter auch nicht heran. So ist das eben in Zeiten des Internets!

2. Diese Online Casinos sitzen nicht einfach irgendwo im Ausland, sondern im EU-Ausland, meistens in Malta. Aus diesem Grund berufen sie sich auf eine der Grundfreiheiten der Europäischen Union, die Dienstleistungsfreiheit. Ein Dienstleister, der in einem EU-Mitgliedsstaat ansässig ist, darf gemäß diesem Recht seine Dienstleistung auch in jedem anderen EU-Land anbieten.

Aus diesen Gründen lässt sich die oben genannte Frage, ob Online Casinos in Deutschland denn nun illegal seien, nicht so einfach beantworten. Deutsches Recht kollidiert mit EU-Recht und es ist bis heute nicht geklärt, was nun letztendlich gilt. Deshalb wird Online Glücksspiel in Deutschland mindestens bis zur Neuregulierung im nächsten Jahr eine Grauzone bleiben.

Gut oder schlecht?

Karte kaputt Karte kaputt

Was bedeuten diese jüngsten Entwicklungen nun für die Spieler Gemeinde? Für Schweizer und Österreicher ändert sich zum Glück gar nichts – hier kann man weiterhin mit VISA Kreditkarten Einzahlungen und Auszahlungen tätigen. Auch für die Deutschen ist das neue Verbot eigentlich gar nicht so schlimm, denn die wenigsten Spieler haben VISA Kreditkarten benutzt, um ihre Zahlungen mit den Online Casinos abzuwickeln. Demnach ist die Anzahl der betroffenen Spieler recht gering und es gibt selbstverständlich zahllose andere Zahlungsdienstleister, auf die man ausweichen kann.

Beunruhigend ist eigentlich nur, dass das VISA Verbot in Deutschland ein Vorbote für weitere solche Entwicklungen sein könnte. In Deutschland ist zu erwarten, dass wohl auch andere Kreditkarten und vielleicht sogar die populären E-Wallets wie Skrill und Neteller ein ähnliches staatlichen Verbot aufgehalst bekommen werden – und das wird die deutsche Spielergemeinde dann schmerzlich fühlen. Andere Länder, auch Österreich und die Schweiz, könnten sich dann zu ähnlichen Schritten inspiriert fühlen. Ob diese Durchsetzungsmaßnahmen auf Umwegen im Endeffekt jedoch wirklich etwas zum Spielerschutz beitragen, sei dahingestellt.